«Call of Heroes» – Die Seilbahnen und ihr Einsatz für den Nachwuchs

Auch die Seilbahnen sind in mehreren Bereichen vom Fachkräftemangel betroffen. Aufgrund von vielen Pensionierungen ab 2025 wird sich diese Situation tendenziell noch verschärften. Aus diesem Grund wurde die Nachwuchskampagne «Alpine Tech Heroes» gestartet. Nebst der Lancierung der nationalen Dachkampagne wurden anfangs 2024 zwei Schnuppertage unter dem Moto «Call of Heroes» durchgeführt.

Von Benedicta Aregger, Vizedirektorin der Seilbahnen Schweiz, möchten wir gerne wissen, wie es zu dieser Kampagne gekommen ist und wie Sie die momentane Situation und die Zukunftsaussichten einschätzt.

Im Tourismussektor herrscht Fachkräftemangel. Wie sieht die Lage bei den Seilbahnen aus?

Auch die Seilbahnbranche ist davor nicht gefeit. Es fehlt einerseits der Nachwuchs, doch auch generell bleibt die Suche nach genügend Personal bei den Bergbahnen oder Bergrestaurants eine Herausforderung.

Der «Call of Heroes» soll für mehr Nachwuchs sorgen. Wie ist es zu dieser Idee gekommen und was beinhaltet sie genau?

Es zeigt sich, dass in den nächsten 5 Jahren rund 1/3 der technischen Leiter in Pension gehen. Gemäss Seilbahnverordnung muss jedes Seilbahnunternehmen eine:n technische:n Leiter:in ernennen, der/die über einen eidg. Fachausweis als Seilbahnfachfrau/mann verfügt sowie Betriebserfahrungen vorweisen kann. Als Branchenverband haben wir uns gesagt: selber auszubilden ist der Königsweg. Wir haben uns gefragt, wie schaffen wir es, die jungen Menschen auf die Lehre zum Seilbahnmechatroniker:in nicht nur aufmerksam zu machen, sondern auch zu begeistern, dass sie so eine Lehre anstreben.

So kamen wir auf die Idee, eine nationale Nachwuchskampagne in der ganzen Schweiz zu lancieren. Wir haben zwei Daten für die Schnuppertage, bzw. den «Call of Heroes» festgelegt.

Rund 50 Betriebe haben mitgemacht: für Schülerinnen und Schüler bestand die Möglichkeit, sich direkt beim Seilbahnunternehmen ihrer Wahl anzumelden. Die Jugendlichen konnten einen halben oder ganzen Tag einen Blick hinter die Kulissen werfen. Vor Ort bekamen sie eine Einführung ins jeweiligen Unternehmen, und falls das Unternehmen eine:n Lernende:n beschäftigte, übernahm diese/r einen grossen Teil des Programms: sie oder er zeigte den Schüler:innen und Begleitpersonen die Aufgaben eines Seilbahnmechatronikers oder einer Seilbahnmechatronikerin . Die Teilnehmenden lernten z.B. wie die Instandhaltung funktioniert, welche Revisionsarbeiten gemacht werden, wie akribisch die Planung dieser Arbeiten ist oder was passiert, wenn es einen unterwarteten Stromausfall gibt. Je nach Betrieb konnten die Jugendlichen auch ihre Schwindelfreiheit prüfen.  

Wie kamen die Anlässe bei den Betrieben und den potentiellen Lernenden an? Können Sie bereits ein erstes Fazit ziehen?

Wir sind sehr zufrieden mit der Kampagne. Im Nachgang haben wir eine Umfrage gemacht – folgende Resultate haben uns besonders gefreut. Die Jugendlichen haben den Betrieben ein sehr positives Feedback gegeben und waren vom Blick hinter die Kulissen begeistert. Dass über 50% der Teilnehmenden sich eine Ausbildung bei einer Seilbahn vorstellen können, ist zudem eine Rückmeldung die uns zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Und – wir planen im März 2026, die Kampagne erneut schweizweit durchzuführen.

Wagen Sie eine Prognose? Wie entwickelt sich die Situation in der Zukunft?

Wir bleiben am Ball. Wir sind überzeugt, dass die Lehre zum Seilbahnmechatroniker oder zur Seilbahnmechatronikerin eine solide Ausgangslage fürs Berufsleben ist. Die Lehre ist abwechslungsreich und eignet sich für junge Menschen, die nicht den 0815 Job suchen. Neu besteht auch die Möglichkeit, die Berufsmatura abzuschliessen. Die Herausforderung, generell genügend Personal bei den Bergbahnen zu finden, bleibt aber voraussichtlich bestehen.

 

© Seilbahnen Schweiz

Zur Person:
Benedicta Aregger ist seit Oktober 2020 Leiterin Politik, Tourismus & Mitglieder der Seilbahnen Schweiz, seit Februar 2021 zudem Vizedirektorin. Seilbahnen Schweiz (SBS) ist der Verband der Schweizer Seilbahnbranche und engagiert sich für die Anliegen und Interessen der Seilbahnunternehmen der Schweiz. Neben diversen Kursen, Aus- und Weiterbildungen führen SBS das Ausbildungszentrum in Meiringen.

© Seilbahnen Schweiz
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