Lösungsansätze für die Herausforderung Fachkräftemangel in der Hotellerie

«Zu wenig, insbesondere qualifiziertes Personal ist eine der grössten Sorgen der Beherbergungsbetriebe und führt zu Einschränkungen im Angebot. Dies beeinträchtigt den Umsatz und das Gästeerlebnis. Deshalb müssen Branche und Politik der schwindenden Anzahl von Fachkräften mit beherzten Massnahmen entgegentreten, zumal der demografische Wandel den Druck auf den Arbeitsmarkt künftig weiter erhöhen dürfte.»

Dies antwortet Vinzenz van den Berg, Leiter Unternehmenskommunikation bei HotellerieSuisse, auf die Frage nach der Situation der Fachkräfte in der Hotellerie. In politischen Anliegen arbeitet der STV eng mit HotellerieSuisse zusammen. Über die politischen Vorstösse können Sie mehr im Beitrag über den STV, die Bundespolitik und den Fachkräftemangel erfahren. Doch wie macht sich der Fachkräftemangel bei den Betrieben bemerkbar und wie gehen diese damit um? Welche Massnahmen werden in den Betrieben getroffen und was sind ihre Erwartungen an die Politik?

Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, haben wir uns mit drei Beherbergungsbetrieben in den Bergregionen unterhalten. Das Landhaus in Münster (VS), der Schweizerhof Lenzerheide (GR) und das Sunstar Pontresina (GR) haben uns unsere Fragen beantwortet.

Knapper Wohnraum
Alle drei Betriebe bestätigten, dass die Herausforderung insbesondere darin liegt, gut qualifizierte Fachkräfte zu finden. Hinzu kommt der knappe Wohnraum in den Berggebieten: Wenn sich unter den Einheimischen niemand findet und gleichzeitig Mitarbeitende von woanders nicht untergebracht werden können, gestalte sich die Situation als schwierig, heisst es in Pontresina. Auch in Münster ist dies ein bekanntes Problem. In Münster hat das Landhaus auf die Wohnungsknappheit reagiert und besitzt seit einigen Jahren eine Team Lodge. Mit dieser können sie den Wohnraum für ihre Mitarbeitenden sicherstellen. Des Weiteren nennen sie lukrative Arbeitsverträge und das Angebot von saisonalen Weiterbildungen als Massnahmen, um genügend Mitarbeitende für ihren Betrieb zu gewinnen.

Betriebliche Verantwortung
Der Schweizerhof Lenzerheide weist darauf hin, dass die Rekrutierung der Mitarbeitenden in der Verantwortung der Betriebe liege. Grundsätzlich können sie immer alle Stellen besetzen, obwohl auch in der Lenzerheide die grösste Herausforderung darin besteht, gut ausgebildete Fachkräfte zu finden. Weiterbildungen werden bereits viele und gute angeboten. Diese würden jedoch noch zu wenig wahrgenommen und die Betriebe müssten ihren Mitarbeitenden vermehrt die Möglichkeit bieten, die Angebote zu nutzen.

Neue Ansätze
Trotz Wohnungsknappheit und Fachkräftemangel hat das im Juni 2024 eröffnete Sunstar Pontresina bis jetzt mit keinen offenen Vakanzen zu kämpfen. Vor der Eröffnung haben sie sich vertieft mit dem Thema Fachkräftemangel auseinandergesetzt und sich dazu entschieden, neue Wege zu beschreiten. Abgesehen von zwei Personen, welche die Gesamtverantwortung tragen, gibt es keine Hierarchien im Team, so dass die Verantwortung bei allen liegt. Es gibt ein transparentes Lohnsystem und die Möglichkeit, abteilungsübergreifend zu arbeiten. Die Stärken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden berücksichtigt und entsprechend im Arbeitsalltag eingesetzt. Ebenso werden Freizeit- und Urlaubswünsche erfüllt, es wird auf gemeinsame Werte wie Mut, Authentizität, Selbstbestimmung sowie Verantwortung gesetzt und einander auf Augenhöhe begegnet. Es habe sie Mut gekostet, einige traditionelle Grundsätze über Bord zu werfen. Doch heute seien sie froh darüber.

Politische Lösungen
Auf die Frage nach den Erwartungen an die Politik wurden unterschiedliche Punkte aufgeführt. Einerseits solle allgemein für attraktivere Grundbedingungen für kleinere Unternehmen und Familienbetriebe gesorgt werden. Andererseits trifft der Bau von Zweitwohnungen teilweise auf Unverständnis: Gerade in Dörfern, in denen es bereits sehr viele Zweitwohnungen gibt und es schwierig ist eine Erstwohnung zu finden, sollte die Politik eingreifen. Auch bei den Anstellungsbedingungen von Mitarbeitenden aus Drittstaaten solle die Politik eine Lockerung der geltenden Regelungen in Betracht ziehen, falls sich die Situation weiter verschärft.

Der Austausch mit den Betrieben hat aufgezeigt, dass der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal Tatsache ist. Die Betriebe bemühen sich jedoch mit guten Arbeitsbedingungen, Weiterbildungen und neuen Ansätzen um gutes Fachpersonal. Gleichzeitig wurde aufgezeigt, dass es unterschiedliche Punkte gibt, an welchen durchaus politisches Handeln gefragt ist. Die Herausforderung ist noch nicht bewältigt und der STV wird sich zusammen mit seinen Partnern auch weiterhin für gute Rahmenbedingungen und die Attraktivität des touristischen Arbeitsmarktes einsetzen.

Die Befragten Hotels

Das Sunstar Pontresina

©Sunstar Pontresina

Londoner Design trifft auf Bündner Bergdorf-Charme, Wohlfühlatmosphäre auf Abenteuerlust und Selbstreflexion auf Austausch. Das Sunstar Pontresina ist neu, erfrischend anders und bietet freiheitsliebenden Gästen grenzenlose Möglichkeiten in der Gestaltung des Aufenthaltes. Schnell fühlt man sich wie zu Hause. Das Hotel besteht aus total 46 Lofts und Doppelzimmer, teilweise mit Kochnische; beide Unterkunftstypen können zu geräumigen Apartments kombiniert werden.

Der Schweizerhof Lenzerheide

© Schweizerhof Lenzerheide

Seit 120 Jahren begrüsst das Hotel Gäste aus aller Welt in Lenzerheide, seit genau 30 Jahren ist es im Besitz des engagierten und innovativen Gastgeberpaares Claudia und Andreas Züllig und passgenau zum Frühling rücken Jamie Rizzi und Partnerin Michelle Juker in die Hotelleitung nach. Gemeinsam zeichnen sich die vier Macher für die Führung des beliebten Hotels verantwortlich.

Das Landhaus

© Christian Pfammatter/Landhaus

Das Landhaus ist ein Hotel in Münster in Goms, wo ursprüngliche Natur auf ein modernes Ambiente trifft. Es bietet einen herrlicher Bergblick mit optimaler Anbindung auf die Loipe oder auf den Gommer Höhenweg. Nebst einem Restaurant mit lokalen Spezialitäten gibt es einen schönen Wellnessbereich zum Entspannen.