Der touristische Arbeitsmarkt: Zwischen Erholung und strukturellen Herausforderungen
Der Tourismussektor und insbesondere das Gastgewerbe sah sich in den letzten Jahren grossen Herausforderungen gegenübergestellt. Die Coronapandemie hat die Branche stark getroffen und bestehende Probleme im Bereich des Arbeitsmarktes zusätzlich verschärft. Eine aktuelle Studie im Auftrag des SECO analysiert die Entwicklung der Arbeitsmarktflüsse im Schweizer Gastgewerbe und zeigt: Trotz positiver Signale der Erholung bleiben langfristige Herausforderungen bestehen, die ein gemeinsames Engagement von Politik, Wirtschaft und Bildungseinrichtungen erfordern.
Touristischer Arbeitsmarkt zeigt sich flexibel
Die Studie von Ecoplan belegt, dass der Anteil der Erwerbstätigen im Gastgewerbe während der Pandemie deutlich gesunken ist. Sowohl die Bleibewahrscheinlichkeit innerhalb der Branche als auch die Zuflüsse aus anderen Branchen verzeichneten starke Rückgänge. Die Reduktion der Bleibewahrscheinlichkeit wurde vor allem von den Erwerbstätigen in den städtischen Regionen, jüngere Arbeitnehmenden unter 40 Jahren, Teilzeitangestellten, Personen mit Schweizer Nationalität und Erwerbstätigen mit höherer Ausbildung getrieben.
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Erfreulich ist die im Jahr 2022 deutlich spürbare Erholung. Die Bleibewahrscheinlichkeit im Gastgewerbe liegt sogar über dem Niveau vor der Pandemie. Auch die Zuflüsse aus der Nichterwerbstätigkeit und anderen Branchen haben sich deutlich erholt. Dies deutet darauf hin, dass der Tourismussektor seine Attraktivität als Arbeitgeber zurückgewinnt.
Die Studie von Ecoplan zeigt somit auf, dass der touristische Arbeitsmarkt sehr flexibel auf die Pandemie reagieren konnte und sich zahlenmässig praktisch wieder erholt hat. Die Studie kommt zum Schluss, dass die Pandemie die Lage auf dem touristischen Arbeitsmarkt nur kurzfristig und nicht grundlegend verändert hat. Es zeichnet sich jedoch aufgrund der Pandemie eine Verschiebung zu tiefer qualifizierten Erwerbstätigen ab und es gibt weniger neue Lernende, was auf einen gewissen Imageverlust der Branche infolge der Pandemie hindeuten könnte.
Insgesamt bleiben strukturelle Herausforderungen bestehen: Die Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte stellt die Branche weiterhin vor Probleme. Attraktivere Arbeitsbedingungen, flexiblere Arbeitsmodelle und das Aufzeigen von Karrieremöglichkeiten sind essentiell, um Fachkräfte langfristig zu binden. Erschwerend kommt die sinkende Zahl an Lehrabschlüssen im Gastgewerbe hinzu. Um den Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs zu sichern, sind verstärkte Bemühungen in der Berufsbildung und der Förderung des Images des Berufsfeldes notwendig.
Gute Rahmenbedingungen für einen robusten touristischen Arbeitsmarkt
Das SECO ist sich der Herausforderungen des Fachkräfte- und Personalmangels für den Tourismus bewusst. Es gilt darauf hinzuweisen, dass der Staat das Angebot und die Nachfrage nach Fachkräften nicht selber in Übereinstimmung bringen kann – das ist die Aufgabe eines funktionierenden Bildung- und Arbeitsmarktes, indem sich die Unternehmen und Arbeitnehmenden bewegen. Das SECO setzt sich zum Ziel das Unternehmertum im Tourismus zu fördern und setzt sich dafür ein, dass die Potenziale des touristischen Arbeitsmarktes erschlossen werden.
Dabei spielt die Stärkung der Berufsbildung eine wichtige Rolle: Die Förderung des Images der Branche ist dabei ebenso zentral wie die Unterstützung von Aus- und Weiterbildungsangeboten. Mit dem Förderinstrument Innotour unterstützt das SECO konkrete Projekte, welche Massnahmen umsetzten, um den touristischen Arbeitsmarkt attraktiver zu gestalten. Beispielsweise werden aktuell das Projekt Avanti! von GastroSuisse und ein Nachwuchsförderungsprogramm vom Verband der Schweizer Tourismusmanager:innen finanziell unterstützt.
Zudem setzt das SECO auf die Erarbeitung von Wissensgrundlagen und Wissenstransfer, um die Arbeitsmarktsituation im Tourismus zu verstehen und zielgerichtete Massnahmen zu entwickeln. Deshalb werden Studien – wie die hier vorgestellte von Ecoplan – in Auftrag gegeben, die dabei helfen sollen wirksame Massnahmen abzuleiten.
Gemeinsam für einen starken Tourismussektor
Die Zeichen der Erholung stimmen zuversichtlich, doch die strukturellen Herausforderungen dürfen nicht unterschätzt werden. Es gilt nun, gemeinsam die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Schweizer Tourismus zu stellen. Das SECO ist daran, die strategischen Grundlagen der Tourismuspolitik zu überarbeiten und behandelt in diesem Zusammenhang weiterhin den touristischen Arbeitsmarkt als eines der prioritären Themen. Mit gezielten Massnahmen und der Schaffung optimaler Rahmenbedingungen setzt sich das SECO dafür ein, die Branche nachhaltig zu stärken und ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Dieses Ziel kann jedoch nur durch ein gemeinsames Engagement von Politik, Wirtschaft und Bildungseinrichtungen erreicht werden.
Ein Gastbeitrag von Nathalie Lutz, SECO.
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